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Von der Wichtigkeit heimischer Schutzwälder

in BFI-Schwaz

Nachgefragt bei Waldaufseher Franz Geisler – Aufforstungsmaßnahmen in der Gemeinde Tux

Auf keinen Holzweg begibt sich die Gemeinde Tux mit den Aufforstungsmaßnahmen auf ihrem Gemeindegebiet. Bei einer Gesamtwaldfläche von 2.633 Hektar sind nämlich 2.375 Hektar als Schutzwald ausgewiesen. Große Herausforderungen für Waldeigentümer, um der Klimaänderung mit einem klimafitten Bergwald entgegenzusteuern. Es geht um den wirksamen Schutz vor Naturgefahren für den Siedlungsraum. Denn ein funktionierender Schutzwald hat eine enorme Bedeutung. Eine grüne Pufferzone, die vor Lawinenabgängen, Steinschlag, Hochwasser, Erdrutschen und Verkarstung schützt.

Schadereignisse und Altlasten

Seit 2010 ist in Tux eine deutliche Steigerung an Schadereignissen in den Wäldern zu beobachten. In den vergangenen zehn Jahren sind 71.514 Festmeter Schadholz angefallen. Das sind 72 Prozent vom Tuxer Gesamteinschlag oder anders ausgedrückt, 5.000 LKW - Ladungen Holz! Viele Schadholzflächen bedeuten wichtige Aufforstungs- und Pflegearbeiten für die Folgejahre. Ursprünglich hat in der Vergangenheit die exzessive Nutzung durch die ländliche Bevölkerung die Waldflächen negativ beeinflusst. So galt der Wald als wichtiger Brennholzlieferant, die Grünastung beispielsweise lieferte Nadeln für den Einstreu in den Stallungen. Trittschäden, bedingt durch Weideviehhaltung, hinterließen ebenso an Waldböden ihre Spuren. Traditionen und gelebte Handlungsweisen, die ein Selbstverständnis darstellten und das Überleben sicherten, hatten oftmals negative Auswirkungen. Heute sind es überwiegend Sturmschäden, Windwürfe, die große Schäden auf den Waldflächen verursachen.

Maßnahmen mit Fokus Mischbaumarten

Das Aufforstungsgebiet im Bereich Eggwald oberhalb von Lanersbach ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Schutzwald sinnvoll verjüngt wird, um den zukünftigen Anforderungen im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen zu sein. Franz Geisler ist Gemeindewaldaufseher von Tux. Als Waldaufseher, steht der ursprünglich gelernte Elektrotechniker für sein Thema Wald so richtig unter Strom, und Franz erzählt mit Leidenschaft von seiner Berufung. Seine Tätigkeit als Waldaufseher, er ist knapp 30 Jahre im Einsatz, entspricht ziemlich genau dem Zeitraum, den die Natur benötigt, um auf einer Schadfläche wieder einen Schutzwald wachsen zu lassen. Das sind 25 bis 30 Jahre Pflege und Hege, sozusagen mühevolle Aufzuchtarbeit, bis eine Aufforstung den Kriterien als klimafitter Schutzwald gerecht werden kann.

In der Aufforstung setzt man vermehrt auf Mischbaumkulturen. In Tux sind das 60 Prozent, der Rest von 40 Prozent wird von der Fichte beansprucht. Wertvolle Mischbaumarten haben das Potenzial, dass sie die Reaktionsbreite der Ökosysteme und damit deren Stabilität sowie deren Fähigkeit zum Abfedern von Umweltbedingungen positiv beeinflussen. Zu den Mischbaumarten zählen: Lärche, Zirbe, Tanne, Bergahorn, Vogelbeere, Birke, Erle und Weide. Letztgenannte, Erle und Weide, sind als Pioniere in der Aufforstung zu sehen, da beide Baumarten in einer engen Symbiose zu Lärche und Zirbe stehen und diese optimal schützen. Des Weiteren profitieren Fichte und Lärche von idealen Pflanzgemeinschaften, da sie dadurch besser vor Fegeschäden durch das Wild geschützt sind.

Situation in der Gemeinde Tux

Doch zurück zu den Schadflächen. Orografische Gegebenheiten sind es, die ein Gebiet mehr oder weniger anfällig für Schadereignisse machen. Die Gemeinde Tux umfasst eine Fläche von 111 km², wenn gleich die Gesamtwaldfläche nur 2.633 Hektar beträgt, so sind immerhin 90 Prozent der Waldfläche als Schutzwald ausgewiesen, das sind 2.375 Hektar Schutzwald. Für gute zwei Drittel der Gesamtwaldfläche zeichnen sich die Agrargemeinschaften, für den Rest private Waldbesitzer und die Gemeinde verantwortlich. Das Zusammenwirken aller Waldeigentümer ist unverzichtbar für die Waldgesundheit und in weiterer Folge für dessen Schutzfunktion.

Insgesamt wurden im Frühjahr 2020 im Gebiet Tux rund 45.000 Neupflanzungen händisch vorgenommen. Die Aufforstung entspricht umgerechnet der Fläche von 18 Hektar. Tux ist forstlich eine intensive Gemeinde. Rekordhalter im Bezirk Schwaz. Laut Auskunft der Landesforstdirektion wurde mit 165.862 Pflanzungen in den vergangenen fünf Jahren sehr viel wertvolle Arbeit geleistet. Im Vergleich dazu wurden im Bezirk Schwaz im selben Zeitraum insgesamt 1.492.151 Setzlinge in den Boden gebracht.

Sensibilität für einen klimafitten Schutzwald

Es braucht ein Begegnen auf Augenhöhe, um Projekte und Maßnahmen auf gutem Boden fruchten zu lassen. Waldaufseher Franz Geisler versteht es, wenn es heißt, mit allen Beteiligten einen Konsens zu finden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Forstinspektion und den Waldeigentümern ist dabei unerlässlich. Ebenso sind wichtige Projekte nur mit Fördermöglichkeiten des Landesforstdienstes möglich. Es geht um die Schaffung von Rahmenbedingungen, auch der nötigen Sensibilität für den Naturraum Schutzwald. Fehlende Jungwuchspflegen, Fegeschäden durch Wild an den Mischbaumkulturen und rücksichtslose Skivariantenfahrer in Jungwuchsflächen stellen wiederholt Probleme dar.

Es geht um die Sensibilisierung der Bevölkerung, insbesondere der Freizeitsportler, für die nachhaltige Bedeutung eines Schutzwaldes und um diesem die benötigte Aufmerksamkeit einzuräumen. Denn nur so können Aufforstungsprojekte mit Nachhaltigkeit in die Zukunft wurzeln. Die Gemeinde Tux hat dabei ihre Karten gut gemischt!

Originalbericht : Zillertaler Heimatstimme

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