Wenn der Wald honigt...

Der Honigtau

Honigtau erzeugende Rindenläuse auf der Gemeinen Fichte/Foto: Frank Mikley (Wikipedia)

Eine Ameise nimmt einen Honigtautropfen bei einer Rindenlaus auf/Foto: Friedrich Böhringer (Wikipedia)

Der Lebensraum Wald bietet, neben seinen vielen positiven Funktionen, die er für uns Menschen hat, auch eine beliebte Nahrungsquelle für verschiedene Insektenarten - nämlich den Honigtau. Der Honigtau ist ein Ausscheidungsprodukt von vor allem Blatt- und Rindenläusen, die sich vom zuckerhaltigen Harz aus den Saftröhren der Bäume ernähren und diesen, in Form von Honigtau, wieder abgeben. Bei günstigen Bedingungen können diese Läuse auf einer Waldfläche von 10 000 Quadratmetern (= 1 Hektar) täglich insgesamt bis zu 400 Liter Honigtau ausscheiden!

Honigtau wird von mehreren Insekten gesammelt - zum Beispiel von Ameisen, die sich die Blattläuse wie Milchkühe halten und sich für die ermolkene Süßigkeit revanchieren, indem sie die Blattlaus-Kolonien vor feindlichen Übergriffen schützen.

Alle paar Jahre treten die Läuse epidemieartig auf und produzieren so viel Honigtau, dass die Ameisen ihn nicht zur Gänze ernten können, und dieser Überschuss wird von den Bienen als Waldtracht gesammelt und zu Waldhonig verarbeitet. Dazu müssen sie den Honigtau - nicht anders als beim Nektar - mit ihrem Rüssel aufsaugen und anschließend in der Honigblase speichern. Am Bienenstock angekommen, wird der Inhalt der Honigblase hervorgewürgt und den Stockbienen übergeben. Hierbei entsteht eine Kette, wobei jedes Mal, wenn der Honigblaseninhalt weiter gegeben wird, Enzyme zugesetzt werden - dadurch wird das Wachstum von Hefen und Bakterien gehemmt und das Eingebrachte extrem haltbar. Das Reifen des Honigs ist ein sehr aufwendiger Prozess, denn Honigtau enthält ca 70- 75 Prozent Wasser und würde zu gären anfangen. Um sich als Wintervorrat zu eignen, muss der Wassergehalt deshalb reduziert werden. Das geschieht zuerst durch das "Lüften der Honigblase": Dazu lassen die Stockbienen aus ihrem Rüssel einen kleinen Tropfen Flüssigkeit heraus, saugen ihn wieder auf und wiederholen diesen Vorgang etwa 20 Minuten lang, dabei verdampft Wasser. Danach wird der Honig immer wieder in verschiedene Wabenzellen eingelagert und der Wassergehalt weiter reduziert, indem die Bienen trockene Außenluft in den Stock fächeln. Ist der Wassergehalt auf unter 18 Prozent gesunken, wird der Honig mit einem wasserundurchlässigen Wachsdeckel verschlossen. Verdeckelter Honig zeigt dem Imker, dass er die vollen Waben entnehmen kann. Nachdem die Wachsdeckel entfernt worden sind, werden die Waben mit einer speziellen Honigschleuder, durch Ausnutzung der Fliehkraft, geschleudert. Abschließend wird der Honig gesiebt und geklärt, bevor er in Gläser abgefüllt werden kann. Die Farbe und das Aroma dieser Honige variieren je nach Herkunft sehr stark, vor allem bei den von Tannen und Fichten stammenden Waldhonigen.  

Abgesehen von der Honigproduktion leistet die Biene durch die Verarbeitung des Honigtaus zu Honig einen immens wichtigen Beitrag zur Waldgesundheit. Wenn dieser Honigtau nämlich nicht "abgeerntet" wird, tropft der zuckerhaltige Saft auf die Blätter und Nadeln der Bäume (und oft genug auch auf die Fahrzeuge, die unter diesen Bäumen parken, wo er dann als klebriger Film erkennbar ist). Wenn sich auf diesem überschüssigen Honigtau Pilze ansiedeln, kommt es zu Folgeschäden: Weil kein Sonnenlicht in das Pflanzengewebe eindringen kann, wird die Photosynthese (= Umwandlung von Zucker und Stärke mithilfe von Sonnenlicht) verhindert und damit das Wachstum vermindert.

Schon gewusst?

  • Wer Honig aus der eigenen Region isst, wird dadurch immuner gegen die Pollen in der Umgebung.
  • Um einen halben Kilo Honig zu sammeln, muss ein Bienenvolk fast zwei Mal die Erde umkreisen. Bei nur 25 Gramm Honig schmiert man sich 3.000 Bienenkilometer auf das Frühstücksbrot.
 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols