Waldhoangart in geschlagener Nacht!!

Am 22. April hat in Innsbruck der zweite Waldhoangart stattgefunden.

Die Teilnehmer des "Nacht"Waldhoangart; Bild: Waldaufseher.org

Bagger mit Prozessorkopf bei der Aufarbeitung der Bäume; Bild: Waldaufseher.org

Ausleuchtung der Arbeitsplätze mit Flutlichtscheinwerfer der BF-Innsbruck; Bild: Waldaufseher.org

Verwertung des Derbholzes zu Biomasse; Bild: Waldaufseher.org

Leider ist der ausschreibende Waldaufseher Stefan Peer kurzfristig erkrankt und so sind  Stadtförster Ephraem Unterberger und ich, Wolfgang Huber, für ihn eingesprungen.

 

Treffpunkt war um 22.00 Uhr bei der Straßensperre auf der Viller-Landesstraße.

 

Stefan`s Einladung sind die Waldaufseher: Michael Prader (Götzens), Karl Krug (Wildermieming), Reinhold Winkler(Radfeld), Gottfried Anfang (Schwaz), Anton Wasserer (Gallzein), Helmut Truschnigg (Wattens) aus dem Waldaufseherkurs die Waldaufseher Markus Mariacher (Prägraten), Norbert Schöll (Tannheim), Thomas Lutz (Bach), Christian Jehle (Ischgl), Martin Lorenz (Steeg), Joachim Bickel (Ragal i. Vorarlberg), Toni Winsauer (Dornbirn in Vorarlberg) sowie der Waldfreunde: Carl Schenk und Birgit Kluibenschädl. Ephraem Unterberger und Wolfgang Huber haben durch die Nacht geführt.

 

Kurz nach der Straßensperre an der Viller-Landesstraße haben sich alle bei geschlagener Nacht unter folgenden Bemerkungen, „Geglaubt hat man es mir nicht, weil ich zuhause gesagt habe ich gehe jetzt in den Wald und schau mir eine Schlägerung an“ und „Eine Schlägerung wird doch schon jeder gesehen haben“, etwas skeptisch getroffen.

 

Punkt 22:00 Uhr ist die Landesstraße für Holzsschlägerungsarbeiten von mir mittels  Absperrgitter und Umleitungstafel gesperrt worden. Zusammen mit Ephraem Unterberger sind wir vorbei am scheinwerferbeleuchteten  Biomassehäcksler und Containerfahrzeug zu einem sicheren Parkplatz gefahren. Dort haben wir versucht, die Aktion „Nachtschlägerung“ zu erklären.

 

Durch Generationen von Forstleuten, die diese Wälder betreut hatten, war eine laufende Bewirtschaftung entlang der steil in die Sillschlucht abfallenden Wälder mit dem Hindernis „Landesstraße“  nicht möglich.

 

Zum einen, weil die Landesstraße immer offen zu halten ist und auch nur kleine Sperren immer ein unüberwindlicher Kraftakt waren, zum anderen gilt es sich bei der Straßenverwaltung durchzusetzen. Nicht nur die Straßenverwaltung ist betroffen, sondern auch die Innsbrucker Verkehrsbetriebe AG wegen der Igler Straßenbahn die durch diesen Waldteil führt, weiters die Asfinag, weil Teile des Waldes noch zum Autobahngrund gehören, oder weil nicht die richtigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung standen. Also haben alle gehofft: „Der Wald wird schon nicht zusammenbrechen“!

Aber schön langsam ist der Wald in die Jahre gekommen und immer wieder landen tote Bäume  zuerst bei starken Stürmen und dann bei leichten Lüfterln auf der Straße.

Gefahr in Verzug???  Nein!!! „Überalterung und mangelnde Pflege“!

Aber die Straße muss offen bleiben! Nach langen Verhandlungen vom Ephraem Unterberger und guter Vorbereitung mit den Waldeigentümern durch Stefan Peer wird ein Zeitfenster für die Pflegeschlägerung und Ausschlägerung der alten Bäume entlang der Landesstraße genehmigt.

Von 22:00 Uhr in der Nacht bis 06:00 Uhr in der Früh!

Somit ist das Forstamt für alles verantwortlich: Straßensperre auf/zu, Straßenzustand nach den groben Arbeiten, ausleuchten der Teilarbeitsabschnitte, Straßenreinigung nach der Arbeit, Holzabfuhr auf der Straße, Entsorgung der Biomasse, Zustand der Leitschienen und ich glaube noch einiges mehr.

 

 

 

Nach so viel Theorie jetzt aber zur Praxis.

Eine kleine Wanderung entlang der Straße mit den Worten: „Da bin ich schon so oft zum Grillhof gefahren aber noch nie gegangen“ sind wir zum Abschnitt der Schlägerung gelangt. Zuerst war nur das Geräusch einzelner fallender Bäume zu hören, aber dann kamen wir zu der Stelle an der die Berufsfeuerwehr Innsbruck mittels Flutlichtanlage auf ihrem Fahrzeug den Arbeitsabschnitt von ca. 30m Länge hell erleuchtet hat.

Oberhalb der Straße ist in einem sehr steilen Straßeneinhang die Schlägerungsfirma damit beschäftigt, alte Bäume zu fällen. Die einseitige Ausleuchtung durch die Flutlichtanlage ist den Forstfacharbeitern immer der Schlagschatten des Flutlichtes im Wege und so müssen immer zwei Forstleute einen Baum fällen. Während der eine mit der Motorsäge schneidet, muss der andere mit einer Handlampe den Schlagschatten ausleuchten. So fallen unter dem Erstaunen von zum Teil langjährigen und erfahrenen Waldaufseher alte Bäume mitten in die Nacht.

Auf der Straße werden die Bäume fachgerecht mittels Raupenbagger mit Prozessorkopf aufgearbeitet und bereitgelegt für den Abtransport zum Holzlager. Der Abtransport zum Sägewerk wird bei Tageslicht organisiert.

Bei einem „Nachthoangart“ in einem Cafe in Innsbruck wurden noch einmal die Eindrücke der Sonderaktion neben vielen anderen Themen verarbeitet.

 

Ende des „Nachthoangarts“ war um 01:00 in der Nacht des 23. April 2010.

 

Mit einem Dank für das zahlreiche Erscheinen

euer Wolfgang Huber

 

 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols