Staatspreis 2005 an die Agrargemeinschaft Schnann

Agrargemeinschaft Schnann am Arlberg in Tirol

Gemeindewaldaufseher Oskar Scherl und Obm. Alfons Falch (v.l.n.r.)

naturnahe Waldwirtschaft bei der Agrargemeinschaft Schnann

Durchforstung im Steilgelände Schnann am Arlberg

Unter teilweise extremen Bedingungen werden von der Agrargemeinschaft Schnann am Arlberg 551 ha Wald bewirtschaftet. Das vorrangige Ziel dieser beispielhaften Arbeit liegt in der Walderhaltung, denn wie es Obmann Alfons Falch ausdrückt: “Auch unsere Nachkommen brauchen einen gesunden Wald, um in diesem Gebiet leben zu können“. Gemeinsam mit dem Gemeindewaldaufseher Oskar wird besonderes Augenmerk auf die Durchforstung und damit auf die Erhöhung der Stabilität der Bestände gelegt.

 

Die Agrargemeinschaft Schnann

Die Agrargemeinschaft Schnann bewirtschaftet insgesamt eine Fläche von 1505 ha, davon 551 ha Wald. Die restlichen Flächen sind überwiegend Almen und unproduktive Flächen. Nahezu die gesamte Waldfläche ist Schutzwald. Der Betrieb liegt in einer Seehöhe von 1150 bis 2000 m. Auf der Schattseite sind im unteren Teil, bis zu einer Höhenlage von 1600 m, die Waldflächen zwischen 80 bis 100% steil. Erst über 1600 m geht die Steigung mit Ausnahme von Grabeneinhängen auf 50% zurück. Aufgrund der extremen Schutzwaldbewirtschaftung sind in der Waldwirtschaft nur geringe Erträge zu erzielen, die wieder in den Wald, aber auch in den Almbetrieb fließen. Die Agrargemeinschaft Schnann hat 44 Mitglieder, die Gemeinde hat einen Anteil von 10%. Die Waldarbeit wird von einem fix angestellten Forstfacharbeiter durchgeführt. Bei Arbeiten wie Dickungspflege, Schadholzaufarbeitung und anderen Arbeiten mit der Motorsäge wird ein Arbeiter vom bezirkseigenen Waldpflegeverein beigestellt. Beim Waldpflegeverein des Bezirkes Landeck stehen 5  Forstfacharbeiter vor allem für Aufforstungs- und Pflegearbeiten zur Verfügung. Für die Seilnutzungen werden

Unternehmer eingesetzt. An eigenen Maschinen stehen der Agrargemeinschaft eine 5 t-Seilwinde und zwei Holzspalter zu Verfügung.

 

Naturnahe Waldwirtschaft und Sturmschaden

In den vergangenen Jahren hat sich die Holzernte in diesem schwierigen Waldgebiet so entwickelt, dass das Holz mit Seilbahnen zum Großteil im Ganzbaumverfahren zum Forstweg geseilt und mit einem Prozessor aufgearbeitet wird. Die Abfuhr zur Bundesstraße im Tal erfolgt mit Traktor und Krananhänger. Die vorwiegend in den 1960er-Jahren gebauten Forstwege sind mit Lkw nicht befahrbar. In Extremfällen wurden auch Hubschrauber zur Holzbringung

eingesetzt. Die Durchforstung in den extrem steilen Waldgebieten war lange Zeit fast unmöglich. Erst durch den Einsatz von Seilkränen und Prozessoren konnte mit der Intensivierung der Durchforstung begonnen werden. In der Zwischenzeit konnte der Rückstand an Durchforstungen fast zur Gänze aufgeholt werden. Die Nutzung von Altholzbeständen erfolgt kleinflächig, zu 90% erfolgt eine natürliche Verjüngung. Bei Aufforstungen werden Lärche

und Zirbe verwendet, um den Anteil an Mischbaumarten zu erhöhen. Die Jungwuchspflege und Dickungspflege werden seit 5 Jahren vorbildlich durchgeführt. Die jährliche Nutzung liegt bei etwa 1400 fm. Das Holz wird soweit als möglich an örtliche Abnehmer verkauft. Die restliche Menge wird größeren Sägewerken angeboten. Die Agrargemeinschaften des Bezirkes Landeck führen auch einen gemeinschaftlichen Holzverkauf durch. 2005 wurden von den Agrargemeinschaften 23.000 fm gemeinschaftlich vermarktet. Für die Organisation dieses Gemeinschaftsverkaufes ist der Obmann der Agrargemeinschaft Schnann, Alfons Falch, zuständig.

Die Agrargemeinschaft Schnann verfügt über einen Waldwirtschaftsplan, der 1992 von der Landesforstdirektion Tirol erstellt wurde. Die Mitglieder verwenden für Holzbauten Holz aus dem Wald der Agrargemeinschaft.

Durch eine günstige Abgabe von Brennholz und Waldhackgut wird das Heizen mit Holz gefördert. Für die Lagerung von Waldhackgut ist die Errichtung einer Lagerhalle geplant.

 

Erhaltung des Objektschutzwaldes

Im Schutzwald außer Ertrag, es handelt sich überwiegend um Objektschutzwald, müssen jährlich zur Erhaltung der Objektschutzfunktion für die unterliegenden Siedlungen, die Arlbergschnellstraße und die Bundesbahn etwa 350 fm geschlägert werden. Diese schwierigen Schlägerungsarbeiten, die ausschließlich der Walderhaltung dienen, werden zwar teilweise mit öffentlichen Mitteln gefördert, die restlichen Kosten müssen von der Agrargemeinschaft getragen werden.

 

Verantwortung für die Sicherheit

Agrargemeinschaften sind erfahrungsgemäß dann erfolgreich, wenn sich der Ausschuss und vor allem der Obmann entsprechend engagieren. Bei der Agrargemeinschaft Schnann ist die Zusammenarbeit unter Führung des energischen Obmannes Alfons Falch offensichtlich so gut, sodass trotz extremer Voraussetzungen eine beispielhafte Waldbewirtschaftung erfolgen kann.

Auch das fachliche Engagement des Gemeindewaldaufsehers Oskar Scherl, der selbst auch Mitglied der Agrargemeinschaft ist, muss hervorgehoben werden. Es sind sich alle bewusst, dass die intensive Pflege des Waldes zu dessen Erhaltung und damit zur Sicherung des Lebensraumes dient.

 

STAATSPREIS FÜR BEISPIELHAFTE WALDWIRTSCHAFT 2005

 

 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols