Schutzwaldpflege rechnet sich

Mit Sicherheit Schutzwald: 51 Lawinenstriche und 31 potenziell murenführende Bäche

WA Martin Tamerl, WA Simon Klotz, Anton Holzknecht, Bgm. Richard Grüner, LHStv. Josef Geisler, Andreas Pohl, Agrar-Obmann Edmund Auer und Förster Reinhard Köfler

Förster Reinhard Köfler und WA Martin Tamerl mit einer Übersicht der Maßnahmen

Anton Holzknecht bei der Dickungspflege

Übersicht der Maßnahmen

51 Lawinenstriche und 31 Bäche, die auch Muren auslösen können, weist der Gefahrenzonenplan für die Gemeinde Längenfeld auf. Schutz vor diesen Gefahren bietet in erster Linie der Schutzwald. Und der wird in Längenfeld seit 25 Jahren kontinuierlich gepflegt.

„Ein intakter Schutzwald ist nicht nur der wirksamste, sondern auch der kostengünstigste Schutz vor Naturgefahren. Längenfeld ist ein Musterbeispiel für eine vorbildliche und umsichtige Schutzwaldpflege“, bedankt sich LHStv Josef Geisler bei der Gemeinde und den Agrargemeinschaften, die sich bereits 1992 zur „Arbeitsgemeinschaft Schutzwaldverbesserung Längenfeld“ zusammengeschlossen haben. Lob gibt es auch für die Jägerschaft und den dem Lebensraum entsprechenden Wildbestand.

Intakter Schutzwald spart Kosten

Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden in Längenfeld mit Unterstützung von EU, Bund und Land 1,6 Millionen Euro in den Schutzwald investiert. Für die nächsten Jahre rechnet die Gemeinde mit Investitionen in ähnlicher Höhe. „Jeder Euro, der in den Schutzwald fließt, ist gut angelegt“, versichert Geisler. Das hat kürzlich auch der Rechnungshof festgestellt. Die laufende Pflege des Schutzwaldes ist 15 Mal günstiger als dessen Sanierung. Technische Maßnahmen wie die Verbauung von Lawinen- oder Wildbächen kosten 146 Mal so viel. Zudem könnten technische Maßnahmen den Schutzwald nicht ersetzen.

Schutz für Häuser und Straßen

„Für die Gemeinde Längenfeld mit einer Gesamtfläche von 196 km2 und 90 Prozent Schutzwaldanteil ist der dauerhaft wirksame Schutz vor Bodenerosion, Lawinen, Steinschlag, Muren und Hochwasser besonders wichtig“, ist Bgm Richard Grüner überzeugt. Von einem intakten Schutzwald würden alle profitieren – nicht nur die 4.500 EinwohnerInnen, sondern auch die Gäste. Im Winter 2014/15 und im Sommer 2015 verzeichnete Längenfeld 724.000 Nächtigungen. Rund die Hälfte des Längenfelder Schutzwaldes schützt direkt darunter liegende Objekte. Schutzgüter sind Siedlungsgebiete ebenso wie die B 186 Ötztalstraße, zwei Landestraßen und zahlreiche Gemeindestraßen.

Auf 12,5 Hektar hat die bereits mit dem Alpinen Schutzwaldpreis ausgezeichnete „Arbeitsgemeinschaft Schutzwaldverbesserung Längenfeld“ in den vergangenen fünf Jahren 37.500 Forstpflanzen gesetzt. Auf 106 Hektar wurden der Wald gepflegt und 24.500 Kubikmeter Holz geerntet, um Platz für den Nachwuchs zu machen und so den Wald zu verjüngen. „Unsere Gemeinde pflegt ein gutes Miteinander mit den Agrargemeinschaften“, betont Bgm Grüner.

Neues Förderinstrument

Tirol setzt beim Schutz vor Naturgefahren in den Schutzwäldern von Wildbach- und Lawineneinzugsgebieten verstärkt auf ein neues Förderinstrument. Im Rahmen von sogenannten Flächenwirtschaftlichen Projekten werden Pflege- und Verjüngungsmaßnahmen sowie  Aufforstungen genauso durchgeführt wie allfällig notwendige Verbauungen. „Durch die Kooperation von Forst und Wildbachverbauung sind wir auch in Zeiten knapper werdender Budgets in der Lage, den Schutz vor Hochwasser, Muren, Steinschlag und Lawinen wirksam mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen“, sieht Geisler in der Zusammenarbeit zahlreiche Vorteile.

Ötztal setzt auf Schutzschild Wald

Das Ötztal mit seinen steilen Grabeneinhängen und Felsregionen setzt insgesamt stark auf den Schutzschild Wald. Längenfeld, Sölden, Umhausen, Oetz, Sautens, Tarrenz und Haiming beteiligen sich im Zeitraum 2015 bis 2029 mit mehr als 10.000 Hektar Schutzwald an einem Flächenwirtschaftlichen Projekt. „Dabei sollen auf 8.500 Hektar Waldpflegemaßnahmen stattfinden und 500.000 neue Bäume gepflanzt werden“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. 75 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro tragen Land, Bund und EU. Ein Viertel bringen die Interessenten als Eigenleistung auf. In die Verbesserung der Schutzwälder werden in Tirol insgesamt jährlich rund 15 Millionen Euro investiert.

 

 

Flächenwirtschaftliches Projekt Ötztal 2015-2029
(Längenfeld, Sölden, Umhausen, Oetz, Sautens, Haiming, Tarrenz)

Projektfläche         10.169 Hektar

Maßnahmen           8.500 Hektar Waldpflege, 500.000 Baumpflanzen

Projektkosten        2,243 Millionen Euro (davon: 55% Bund und EU, 20% Land, 25% Eigenleistung)

 

Schutzwaldverbesserung Längenfeld 2011-2015

Projektfläche         2.588 Hektar (davon 90 Prozent Schutzwald)

Maßnahmen          37.600 neue Bäume (v.a. Lärche), 106 Hektar Waldpflege, 24.500 Kubikmeter Holzernte

Projektkosten        1,6 Millionen Euro (davon 677.400 Euro Fördermittel EU, Bund und Land)

 

Tiroler Tageszeitung

Bezirksblätter Imst

 

 

 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols