Ampass: Zwei Jahre nach dem Föhnsturm

Was ist seit dem Ereignis geschehen?

durch den Föhnsturm abgebrochene Bäume (2014)

durch den Föhnsturm umgeworfene Bäume (2014)

im Hintergrund gut zu sehen: die umgebrochenen Bäume aus dem Jahr 2014

die gleiche Fläche im Jahr 2016

bei der Schadholzaufarbeitung mit dem Prozessor (2014)

bei der Aufforstung, rechts Waldaufseher Markus Unterlechner (2015)

die ausgelieferten Pflöcke vom Sägewerk Rudolf Heis (2015)

eine der bepflanzten und gepflockten Flächen (2015)

das Geschiebeauffangbecken nach einem Hochwetterereignis im Juni 2016

das Geschiebeauffangbecken nach einem Hochwetterereignis im Juni 2016

das Geschiebeauffangbecken, nachdem es ausgeräumt wurde, im September 2016

Springkraut auf den Schadholzflächen (2016)

Blick über die Schadholzfläche in das Inntal. Es ist zu sehen, dass ein Teil der Pflanzen schon ausgemäht wurde. Im Bereich des Grabens gut zu sehen: das blühende Springkraut. (2016)

eine vom Rehbock gefegte Lärche (2016)

Der Sturm und die Aufarbeitung

Es war die Nacht vom 4. auf den 5. November 2014, als ein Föhnsturm vor allem im Wipptal und Tuxertal für teilweise erhebliche Schäden im Wald gesorgt hat. Einer der betroffenen Orte war die Gemeinde Ampass. Am Morgen des 5. November konnte Waldaufseher Markus Unterlechner das Ausmaß des Sturms im Wald kaum überschauen. Der Föhn hat von Westen her eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Überall fanden sich umgeworfene und abgebrochene Bäume. Nach ersten Schätzungen sollten etwa 7.000 bis 8.000 Kubikmeter Holz liegen. Betroffen war in Ampass vor allem das Gröbental.

Nach einer ersten Erhebung des Schadens wurde auch schnell klar, dass es sich um viel mehr Schadholz als die circa geschätzten 8.000 Kubikmeter handelte. Betroffen waren 45 Privatwaldbesitzer. Um eine funktionierende und zeitgerechte Abwicklung der Schadholzaufarbeitung gewähren zu können, war klar, dass die vielen Waldbesitzer sich nicht selbst überlassen werden konnten. Aus diesem Grund übernahm der Waldaufseher die gesamte Abwicklung.

Die organisatorische Leistung, die man bei so einem Katastrophenereignis aufbringen muss, ist enorm, und es kamen unzählige Aufgaben auf den Waldaufseher zu. Es beginnt beim Feststellen der Grenzen. Teilweise sind die Waldparzellen nur 10 Meter breit und durch das umliegende Holz war es schwierig, bestehende Grenzzeichen zu finden. Aufstehende Wurzelteller erschwerten zudem ein genaues Ausfluchten der Grenzen.

Nach Gesprächen mit den Waldbesitzern ging es in die Umsetzungsphase der Aufarbeitung. Zeitweise waren bis zu vier Schlägerungsfirmen gleichzeitig mit der Aufarbeitung beschäftig. Vom Traktor über Seilkran bis hin zum Harvester wurden diese Maschinen für die Arbeiten eingesetzt. Es war auch wichtig, möglichst wenig Holzfrächter mit der Abfuhr des bereitgestellten Holzes zu beauftragen. Bei 45 Waldbesitzern und teilweise mehreren Partienummern pro Waldbesitzer kann man schnell die Übersicht verlieren. Deswegen wurde das gesamte Holz an zwei Sägewerke in Tirol verkauft.

Kurz nach diesem Ereignis und der schon fast abgeschlossenen Aufarbeitung gab es wieder ein Föhnereignis, was an den so schon geschwächten angrenzenden Schadflächen weiteres Holz anfallen ließ. Die Flächen wurden somit noch größer. Die Schadholzaufarbeitung konnte im Frühjahr 2015 abgeschlossen werden.

Insgesamt sind so über 15.000 Kubikmeter Schadholz angefallen. Die Schäden verteilen sich auf mehrere Flächen, von denen die größte etwa 5 Hektar (50.000 m²) groß ist. Insgesamt beläuft sich die Schadholzfläche auf etwa 12 Hektar.

Die Zeit danach

Die entstandenen Blößen (das sind Waldflächen, auf denen sich keine Bäume mehr befinden) sollten auf Grund ihrer gesamten Größe so schnell als möglich wieder bewaldet werden. Dazu wurde nach Absprache mit den Waldbesitzern die Aufforstung vom Waldaufseher Markus Unterlechner organisiert. Allein im ersten Jahr wurden vom Landesforstgarten Bad Häring 22.000 Pflanzen, darunter 5.000 Lärchen, 1.600 Laubhölzer und 400 Tannen, geliefert. Die Pflanzung übernahmen zum größten Teil vier Pflanztrupps aus den umliegenden Gemeinden und die Waldbesitzer selber, die vom Waldaufseher organisiert wurden. Sie setzten sich teilweise aus Bauern und Pensionisten zusammen. Um die Pflanzen später bei der Jungwuchspflege besser sehen zu können, wurden vom Sägewerk Rudolf Heis in Innsbruck 10.000 Pflöcke produziert. Mit diesen Pflöcken und jenen, die die Waldbesitzer teilweise selber geschnitten haben, konnten so knapp drei Viertel der Pflanzen verpflockt werden. Wie sich später zeigen sollte, war dies sehr vorausschauend. Im zweiten Jahr wurden dann weitere 10.000 Pflanzen gesetzt. Insgesamt wurden auf den 12 Hektar über 32.000 Bäume gepflanzt.

Da die Bäume auf Grund der frühzeitigen Aufforstung vom Rüsselkäfer bedroht waren, wurden sie mit einem Pflanzenschutzmittel zwei Mal im Jahr gespritzt. Ein weiteres Problem zeigte sich bei den Lärchen, die teilweise stark vom Rehwild gefegt wurden und immer noch werden. Eine zufriedenstellende Lösung wurde für dieses Problem noch nicht gefunden.

Seit diesem Jahr hat sich auch gezeigt, dass es eine gute Überlegung von Markus Unterlechner war, die Bäume mit einem Pflock zu versehen. Auf der gesamten Fläche breitet sich schlagartig das invasive indische Springkraut flächig aus. Das macht ein zweimaliges Ausmähen im Jahr notwendig, was bei 32.000 Pflanzen ein immenser Zeitaufwand ist. Zum Teil übernehmen die Waldbesitzer die Arbeiten selbst, aber es haben sich auch Leute von den Aufforstungstrupps gefunden, die diese Arbeiten übernommen haben.

Geschiebeauffangbecken

Mitten durch die größte Schadholzfläche verläuft der Gröbentalbach. Direkt an einer angrenzenden Wohnsiedlung wurde vor etwa vier Jahren ein Geschiebeauffangbecken von der Wildbach- und Lawinenverbauung angelegt. Durch den fehlenden Baumbewuchs wird bei starken Regenfällen teilweise viel Bodenmaterial vom Bacheinhang weggeschwemmt und bleibt im Geschiebeauffangbecken liegen. Das Becken ist in diesem Jahr nach einem einzigen Regenschauer schon einmal komplett gefüllt gewesen und musste wieder ausgebaggert werden. Wäre das Becken vor ein paar Jahren nicht gebaut worden, dann wäre nicht auszudenken, welche Folgeschäden auf die Gemeinde zugekommen wären. Auch dieses Ereignis zeigt, wie wichtig es ist, die Flächen so schnell als möglich wieder zu bewalden.

Borkenkäfer

Im heurigen Jahr tritt in diesem Gebiet auch vermehrt der Borkenkäfer auf und lässt immer wieder Käfernester entstehen. Teilweise befinden sich diese Nester direkt angrenzend an die Schadflächen, aber auch in einiger Entfernung tritt vermehrt der Borkenkäfer auf. Fast das gesamte Käferholz wurde entfernt und beläuft sich jetzt schon auf etwa 2.000 Kubikmeter Holz. Seit dem Föhnsturm im November 2014 wurde in Ampass kein geplanter Holzeinschlag mehr durchgeführt, sondern nur immer wieder anfallendes Schadholz aufgearbeitet.

In den weiteren Jahren muss nun auf Grund der aufgerissenen und somit geschwächten Waldränder immer wieder mit Schadholz durch Sturm, Käfer und Sonnenbrand gerechnet werden. Hinzu kommen die Probleme, die Springkraut, Wild und Co. für die gepflanzten Bäume bedeuten. Somit wartet in den nächsten Jahren noch viel Arbeit und Verantwortung auf Waldaufseher Markus Unterlechner und die Waldbesitzer im Revier Ampass.

 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols