Verbleibende Biomasse bei der Holzernte im Seilgelände

Ergebnisse einer Studie des Instituts für Forsttechnik, BOKU in Fichten-dominierten Beständen (Fi-Anteil >80%)

Diagramm 1

Diagramm 2

Diagramm 3

Diagramm 4

Durch Abzopfen kann die verbleibende Nährstoffmenge auf der Fläche erhöht werden.

Diagramm 5

Abzopfarbeiten bei der Seilung

Diagramm 6

 

Die Bonität von Wäldern wird in erster Linie durch Standortsfaktoren wie Nährstoffangebot, Wasserverfügbarkeit und Klima beeinflusst.

Auf knapp der Hälfte der ÖWI-Probeflächen ist eine Holzernte im Baumverfahren möglich, ohne die Nährstoffe nachhaltig zu gefährden, während auf etwa einem Viertel der Fläche vom Baumverfahren abgesehen werden sollte (Englisch & Reiter, 2009). (Diagramm 1)

Der Vorherrschende Waldbodentyp stellt für die Einstufung der Standorte in unterschiedliche Gefährdungsklassen (möglich, problematisch, soll unterbleiben) ein wichtiges Beurteilungskriterium dar. Während Braunlehm- und Auböden meist günstig zu beurteilen sind, weisen Ranker- und Rendzinastandorte meist ungünstige Voraussetzungen für die Anwendung des Baumverfahrens aus (Englisch & Reiter, 2009). (Diagramm 2)

Besonders in den Nadeln und Blättern von jungen Trieben (Ästen) liegt das größte Potential an Nährstoffen. Der Holzkörper hingegen weist nur geringe Konzentrationen an Nährstoffen auf. (Diagramm 3)

Bei Läuterungen verbleiben erhebliche Mengen an Biomasse als Düngematerial auf der Bestandesfläche. Auf der untersuchten Naturverjüngungsfläche sogar mehr als 50 Atrotonnen je Hektar!

Auf Läuterungsflächen verbleiben meist höhere Mengen an nährstoffreichen Nadeln auf der Bestandesfläche als in Durchforstungen im Sortimentsverfahren! (Diagramm 4)

Von einer Entnahme dieses Materials ist aus ökologischer Sicht daher dringend abzuraten!

 

Vornutzung im Seilgelände – Nutzung im Baumverfahren

Im Zuge der Holzernte verbleiben durch Abbrechen von Ästen bei der Fällung und dem nachfolgenden Bringungsvorgang in Erstdurchforstungen 9 bis 12%, in Zweitdurchforstungen sogar bis zu 23% der Nährstoffe aller entnommenen Bäume auf der Bestandesfläche zurück.

Diese Mengen können zusätzlich durch Abzopfen der entnommenen Bäume im Bestand wesentlich erhöht werden.

Das Abtrennen der Baumwipfel führt hauptsächlich zu einem Verbleib der nährstoffreichsten Teile des Baumes – vorwiegend Nadeln und Äste. Dies führt besonders in Erstdurchforstungen zu einer immensen Erhöhung des Schlagabraums und leistet somit vor allem auf nährstoffärmeren Böden einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffnachhaltigkeit. (Diagramm 5)

Im Frühjahr und Sommer stellt das zurückgelassene Wipfelmaterial mancherorts ein nicht zu unterschätzendes Risiko in Bezug auf Brutmaterial für Insekten dar.

Bei Bäumen, die im Zuge des Fällvorgangs nicht zu Boden fallen (spez. bei Erstdurchforstungen) wird der Zuzugsvorgang kurz auf Höhe des Motorsägenführers unterbrochen und abgezopft. Der Motorsägenführer hat dabei meist nur einige wenige Schritte zum Baum (Bäume) und wieder zurück. Bei zu Boden gefallenen Bäumen empfiehlt es sich, diese vor dem Rückevorgang abzuzopfen. Dadurch wird die Produktivität des Seilgerätes nicht gemindert, führt aber für den Mann zu längeren Gehwegen am Hang und damit zu einer erhöhten ergonomischen Beanspruchung – im 3-Mann-Verfahren in der Regel jedoch zu keiner Überbeanspruchung!

Die Unterbrechung des Zuzuges zur Ermöglichung des Abzopfens der Bäume betrug im Durchschnitt 13 Sekunden. Umgerechnet auf die Holzerntekosten ergibt dies Mehrkosten von ca. 2,50 €/fm in Erstdurchforstungen, sowie ca. 1,00 €/fm in Zweitdurchforstungen. (Diagramm 6)

 

 

Zusammenfassung – Empfehlungen:

  • Läuterungen führen zu geringeren Holzerntekosten und höheren Holzerlösen in der darauffolgenden Erstdurchforstung auf Grund der Erhöhung des mittleren Baumvolumens. Dies erleichtert eine Integration von Abzopfmaßnahmen in den Arbeitsprozess.
  • Besonders in Erstdurchforstungen leistet das Abzopfen einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffnachhaltigkeit!
  • In Vornutzungen sind Abzopfdurchmesser zw. 6 & 8 cm zu empfehlen. Größere Durchmesser führen rasch zu höheren Ernteverlusten und erhöhen zudem die Kalamitätsgefahr!

 

Bei dieser Untersuchung nicht berücksichtigt:

Verbleibende Nadelstreu nach Nadelanfall/-erneuerung alle 4 – 6 Jahre bei der Fichte!

 

Verfasser:

Dipl.-Ing. Christoph Huber

Universität für Bodenkultur, Wien

 

Ing. Johannes Loschek

Mayr-Melnhof Forsttechnik GmbH

 

Bildautoren:

Huber C.; Karlon A.; Loschek J.

 Vereinigung der Waldaufseher
und Forstwarte Tirols